Ist das normal? Da Sitze ich also und versuche, mit kleinen Stöckchen den Dreck aus meinen Schuhsohlen zu prokeln. Die weiche Masse besteht überwiegend aus feuchtem Waldboden, hie und da habe ich kurz den Verdacht, hier wäre schon einmal etwas durch einen Verdauungstrakt gewandert, unterdrücke den Gedanken aber und ordne es der Kategorie deformierte Tollkirsche zu. Zum Anbeißen hübsch - Mizuno Waverider 24 Okay, eigentlich bin ich nicht der Typ, der penibel seine Laufschuhe poliert, hier aber bin ich in eine Zwickmühle geraten: eigentlich wollte ich den neuen Waverider 24 in fabrikneuem Zustand für das weltberühmte Internet fotografieren, leider bin ich der Versuchung erlegen und hab sie dann doch erst mal ausprobiert. Und dann wieder. Und wieder. Und dann… merkt Ihr selbst, worauf ich hinaus will. Konnte nicht aufhören. Obwohl ich Mizuno eigentlich gar nie so wirklich auf dem Zettel hatte. Aber jetzt feier ich die. Richtig. Fliegen vs. Surfen Wahrheit oder Pflicht Aber kurz nochmal zurückspulen und ein paar harte Fakten für Euch: der Mizuno Waverider 24 ist die neueste Auflage des erfolgreichen Neutralschuhs, der Jahr für Jahr für Jahr seine Fans beglückt. Mir wurde der Schuh kostenfrei zur Verfügung gestellt, was aber meiner Meinung nach meine Meinung nicht beeinflusst. So einfach geht das nun auch wieder nicht, Sportsfreunde. Mit selbst gewogenen 300 Gramm ist der Mizuno 5 Gramm schwerer als mein Saucony Ride 9, aber 15 Gramm leichter als der New Balance 1080 V8. In allen Dreien sind sohlenseitig kleine Wunderkügelchen eingebaut, wie es einst adidas mit „Boost!“ erfand. Bei Mizuno nennen sie es ENERZY und es soll einen gleichsam schwerelosen wie dynamischen Lauf ermöglichen, ein softes Laufefühl verbunden mit effizienter Energierückgewinnung. Wenn die Entwicklungs-Abteilung auch nur halb so gute Arbeit geleistet hat wie das Marketing-Department, dann können wir uns also auf was gefasst machen. Mesh it up, Baby! Am Fuß Obwohl ich normalerweise EUR 44 in Laufschuhen trage, schickte man mir die Mizunos in Größe EUR 43. Zum Glück, sie passten. Also vorher anprobieren, könnte von der sonst bevorzugten Schuhgröße abweichen. Die Zehenbox ist schön geräumig und vorne recht weit hochgezogen, das verschafft Platz. Das Mesh-artige Obermaterial wirkt sehr robust und hochwertig, wie der Schuh auch insgesamt äußerst fein und ausgereift daherkommt. Die Ferse wird gut umschlossen, beim Laufen fühlt sich der Schuh am Fuß äußerst angenehm an. Die Sprengung beträgt stattliche 12mm (vorne 19, hinten 31). So gut wie sauber: Sohle des Mizuno Waverider 24 Lauf, Bruder! Mein erster Eindruck nach ein paar Metern mit dem Waverider 24 war eher so: Na gut, okay. Das wechselte nach kurzer Zeit in ein interessiertes: „Aha, jaja“, um bald in ein freudiges „Yes!“ überzugehen. Das Ganze mündete schlussendlich in ein begeistertes „Heureka!“ (Ausdruck außerordentlicher Begeisterung, für die Jüngeren unter euch). Anders ausgedrückt: Dieser Schuh macht Laune. Der Mizuno wirkt eher soft und komfortabel, dabei ist der Abdruck bei schnelleren Läufen doch aktiv und dynamisch. Die Verse ist gut gedämpft, hier soll sich – laut Marketingabteilung – vor allem die Wunderkugel ENERZY befinden. Aber auch bei der Landung auf dem Vor- und Mittelfuß wirkt der Waverider sehr komfortabel. Insbesondere beim schnellen Bergab laufen merkt man, wie schön der Waverider 24 bei hohem Tempo die Stöße des Aufpralls abfängt und absorbiert. Fast wie eine Federgabel beim Mountainbiken. Nice! Insgesamt fühlt sich der Mizuno sehr leicht am Fuß an, zudem wirkt er subjektiv ziemlich schnell. Ist es etwa das geheimnisvolle ENERZY? Ist es ein Placebo-Effekt? Eigentlich Wurscht, solange es funktioniert. Mir persönlich gefällt der Waverider 24 am besten bei mittelschnellen und schnelleren Läufen auf Asphalt, für die ganz gechillten Einheiten würde ich anderes Tretwerk nehmen. Da sind sie mir dann doch einen Ticken zu weich und gedämpft. Vorsicht: Wilder Hirsch im Anflug Konklusion Ein feiner Gefährte, dieser Wellenreiter! Äußerst hochwertig, angenehm zu tragen, leicht und schnell, das sind Attribute, die jedem Laufschuh gut zu Gesicht stehen. Mit 145,- € Verkaufspreis zählt er nicht zu den Low Budget Modellen, er ist aber jeden Euro wert. Wer also einen treuen Begleiter für jeden Tag sucht, mit dem er über alle Wellen flitzen kann und wer eher auf komfortabel-gedämpft als auf straff-direkt steht, der sollte sich die Puschen mal näher Anschauen. Huch, wo gehts denn hier lang?
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AutorMitch Rotermund, Läufer wider besseren Wissens. Musikliebhaber und Draußenmensch. Zuhause an der Ostsee. Archiv
April 2022
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